Deutsche Demokratische Partei

Deutsche Demokratische Partei
Deutsche Demokratische Partei,
 
Abkürzung DDP, gegründet am 20. 11. 1918, hervorgegangen aus der Fortschrittlichen Volkspartei und Teilen der Nationalliberalen Partei. Die in der Tradition eines sozial verpflichteten Liberalismus stehenden Ideen F. Naumanns prägten die Grundlinien des Parteiprogramms. Damit bekannte sich die Partei zu Republik und Parlamentarismus, Rechtsstaat und Selbstverwaltung, Einheitsschule und Privatwirtschaft mit sozialpolitischen Verbindlichkeiten. Verfassungspolitisch forderte die DDP eine Reichsreform auf unitarische Grundlage, außenpolitisch eine Revision der Verträge von Versailles und Saint-Germain-en-Laye (1919).
 
Bei den Wahlen zur Nationalversammlung im Januar 1919 wurde die DDP mit 18,5 % der Stimmen und 75 Mandaten die drittstärkste Kraft im Reichstag. Als Mitglied der Weimarer Koalition beteiligte sie sich maßgeblich am Aufbau der Weimarer Republik. Durch H. Preuss und C. Haußmann nahm sie entscheidenden Einfluss auf die Gestaltung der Weimarer Reichsverfassung. Im Juni 1919 stimmte die Mehrheit der DDP-Abgeordneten gegen den Versailler Vertrag. Die Partei, deren Stimmenanteil seit den Reichstagswahlen von 1920 ständig sank (1920: 8,3 %, 39 Mandate; 1928: 4,9 %, 25 Mandate), war 1920-32 an allen Regierungen des Reiches beteiligt (u. a. Außenminister W. Rathenau, Wehrminister O. Gessler). Parteivorsitzende waren: 1919 F. Naumann, 1920-22 Carl Petersen (* 1868, ✝ 1933), 1922-29 Anton Erkelenz (* 1878, ✝ 1945) und 1929-30 Erich Koch-Weser (* 1875, ✝ 1944). Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Publizistik sowie aus der Frauenbewegung gaben der Partei Profil, z. B. Gertrud Bäumer, L. Bergsträsser, W. Hellpach, T. Heuss, Helene Lange, Marie-Elisabeth Lüders, F. Meinecke, L. Quidde, E. Troeltsch und M. Weber. Innerparteiliche Gegensätze beschleunigten den Zerfallsprozess der Partei. Am 27. 7. 1930 schloss sie sich mit der »Volksnationalen Reichsvereinigung« (Jungdeutscher Orden) zur Deutschen Staatspartei (DSTP) zusammen (endgültig auf dem Gründungsparteitag vom 9./10. 11. 1930). Die Gegner dieses Zusammenschlusses, z. B. Erkelenz, Quidde und Bergsträsser, traten aus der Partei aus. Im März 1933 stimmte die DSTP im Reichstag für das Ermächtigungsgesetz; Ende Juni 1933 löste sie sich auf.
 
 
Die Dt. Staatspartei, in: Das Ende der Parteien 1933, hg. v. E. Matthias u. R. Morsey (1960);
 W. Stephan: Aufstieg u. Verfall des Linksliberalismus 1918-33. Gesch. der DDP (1973);
 W. Schneider: Die DDP in der Weimarer Rep. 1924-1930 (1978);
 J. Stang: Die DDP in Preußen 1918-1930 (1994).

Universal-Lexikon. 2012.

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